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Gerade jetzt werden viele Fragen nach Künstlicher Intelligenz (KI) gestellt. Das Thema wird gehypt und ist den Medien täglich eine Schlagzeile wert. Seit Ende der 1980er Jahre beschäftige ich mich mit KI.
Zuerst stellten wir grundsätzliche Fragen zur Semantik und einer möglichen Architektur. In den frühen 1990er machten wir uns dann Gedanken über mögliche Anwendungen auf den damals für die Entwicklung von KI konzipierten LISP-Maschinen. Es gab schon in der frühen Phase verschiedene Definitionen zu KI und damit auch unterschiedliche Herangehensweisen. Auf der einen Seite wurde zum Beispiel versucht, mit dialektischen Gesetzen (Hegel und Engels) die Grundprinzipien einer KI zu beschreiben, andere Ansätze basieren auf mathematischen und kybernetischen Modellen. Die entscheidende Frage war aber die nach einer möglichen Selbsterkenntnis eines maschinenbasierenden KI-Systems. Einfach ausgedrückt fragten wir: Kann eine Maschine lernen?
Über diese Frage wird selbst heute noch erbittert gestritten. Es fängt mit der Frage an: Was bedeutet lernen? Derzeit basieren KI-Systeme auf Datensammlungen. Das können Texte und/oder Verknüpfung von mathematischen, aber auch textlichen Zusammenhängen sein. Auch Bildinformationen können eine Datensammlung darstellen.
Heutige KI-Systeme sind regelbasiert aufgebaut. Diese Systeme basieren vereinfacht formuliert oft auf „Wenn-Dann-Beziehungen" oder Mustervergleichen. Ein KI-System kann Aufgaben ausführen und das Ergebnis – auch wieder nach entsprechenden Regeln – als erfolgreich oder nicht erfolgreich einordnen. Gute KI-Systeme können entsprechend der Ergebnisse eigene Regeln präzisieren und anpassen. Dies ist aber noch kein lernen, da die Komponente „Erkenntnis" fehlt. Nach Duden wird Erkenntnis wie folgt definiert: „Erkenntnis ist eine durch geistige Verarbeitung von Eindrücken und Erfahrungen gewonnene Einsicht". KI-Systeme können aber bisher keine „Einsicht" generieren. Weil diese Komponente eben (noch) fehlt, spricht man auch von einer „einfachen KI". Querverbindungen zu auf mathematischen Modellen basierenden Simulationen sind nicht ganz verkehrt.
Aber was ist das größte Problem der derzeit vorhandenen einfachen KI? Diese einfache KI macht Fehler, entscheidende Fehler.
Ein Selbstversuch
Ich habe in der Folge einen Selbstversuch durchgeführt und verschiedene KI-Systeme nach der Zukunft der medizinischen Logistik mit Drohnen befragt. Das ist ein Themengebiet, in dem ich zuhause bin. Damit kann ich die Ergebnisse fachgerecht bewerten. Zuerst habe ich KI-Bildgeneratoren (Midjourney, Dall-e 2) die Aufgabe gestellt, eine Drohne für die medizinische Logistik der Zukunft zu entwickeln. Als Ingenieur habe ich bei den vorgeschlagenen Ergebnissen hinsichtlich deren Flugeigenschaften – vorsichtig ausgedrückt - ein wenig bedenken. Es ist trotzdem interessant, zum Teil auch witzig.
Wenn wir dann einen KI-getriebenen Text-Generator (ChatGPT) mit der gleichen Frage füttern, kommt dabei ein ziemlich allgemeiner, aber nicht grundsätzlich falscher Text heraus:
Die medizinische Logistik mit Drohnen hat in den letzten Jahren deutliche Fortschritte gemacht und wird sich in Zukunft weiterentwickeln. Hier sind einige mögliche Entwicklungen:
Verbesserte Technologien: Drohnentechnologien werden immer fortschrittlicher und zuverlässiger, was zu schnelleren und sichereren Lieferungen führen wird.
Breitere Anwendungsbereiche: Drohnen werden zunehmend in neuen Anwendungsbereichen eingesetzt, wie z.B. bei Katastrophenhilfe, bei der Überwachung von Krankheiten oder bei der Bereitstellung von medizinischen Versorgungen in abgelegenen Gebieten.
Regulierung: Es wird erwartet, dass Regulierungsbehörden ihre Vorschriften für den Einsatz von Drohnen in der medizinischen Logistik anpassen werden, um sicherzustellen, dass die Lieferungen sicher und effizient durchgeführt werden können.
Datenanalyse: Die Verwendung von Datenanalyse wird zunehmen, um die Effizienz der medizinischen Logistik zu verbessern und zu verstehen, wie sie besser auf die Bedürfnisse der Patienten abgestimmt werden kann.
Integration mit anderen Technologien: Drohnen können zukünftig mit anderen Technologien wie künstlicher Intelligenz und Internet of Things (IoT) integriert werden, um eine noch effizientere medizinische Logistik zu ermöglichen.
Insgesamt wird die medizinische Logistik mit Drohnen weiter an Bedeutung gewinnen und eine wichtige Rolle bei der Bereitstellung schneller und zuverlässiger medizinischer Versorgungen spielen.
(ChatGTP)
Eine kurze Bewertung
Die Antwort des KI-Textgenerators ist aus technologischer Sicht nicht falsch, entscheidende Elemente bei der Beurteilung der Zukunftsfähigkeit der Anwendung werden aber nicht oder nur sehr unpräzise formuliert.
Regulierungen sind ein wichtiges Thema. Dabei geht es vor allem um Zulassungsbestimmungen und die Regulierung des Luftraums. Das Thema könnte mit dem 3. Punkt der Antwort des KI-Textgenerators abgedeckt sein. Für einen Zeitungsartikel wäre diese Aussage noch akzeptable, als Basis für eine strategische Entscheidung in einem Unternehmen ist das aber definitiv nicht ausreichend.
Die Datenanalyse ist kein mit Drohnen verbundenes neues Element. Das machen wir mit unserer Software täglich für unsere Bodentransporte. Das Thema wird im Vergleich zum Transport am Boden qualitativ nicht anders behandelt werden.
Die Frage der Wirtschaftlichkeit wird nicht gestellt. Dies ist aber die entscheidende Frage. Kann die auf Drohnen basierende Logistik mit dem Mitbewerber „Auto" mithalten oder in oder hinsichtlich der Kosten sogar unterbieten? Bisher wurden Drohnen-Projekte – so weit Zahlen zur Wirtschaftlichkeit überhaupt veröffentlicht wurden – subventioniert oder arbeiten noch hoch defizitär.
Fazit
KI ist schon spannend. Es können mit KI zum Beispiel witzige Bildumsetzungen und mit Textgeneratoren interessante Formulierungen generiert werden. Aber ob die (echte) KI jetzt schon für einen Einsatz in der täglichen Praxis ausreicht, möchten ich nicht nur wegen der hier gezeigten Beispiele anzweifeln. Die Entwicklungen von KI haben Potential, auch wenn es sicherlich noch einige Jahre dauern wird, bis diese (echten) KI-Systeme eine akzeptable Genauigkeit und Relevanz erreichen werden. Einfache KI kann aber bereits jetzt schon bei der Vorbereitung von Entscheidungen helfen, verlassen darf man sich auf KI-generierte Informationen aber auf keinen Fall. In einigen Fällen, wie zum Beispiel der Landwirtschaft, können mit der verfügbaren einfachen KI bereits jetzt schon positive Effekte erzielt werden. In anderen Bereichen wie zum Beispiel bei militärischen Anwendungen oder selbstfahrenden Autos, bedarf es immer (noch) einen fachkundigen Menschen, der die generierten Informationen einordnen und bewerten kann.
Book Title
Ökologische Effekte durch Drohnen
Book Subtitle
Analyse von Einflussfaktoren für nachhaltige Logistiklösungen im Gesundheitswesen
Author
Holger Schulze
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-70921-4
Publisher
Springer Vieweg Berlin, Heidelberg
eBook Packages
Computer Science and Engineering
(German Language)
Copyright Information
Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer-Verlag GmbH, DE, ein Teil von Springer Nature 2025
Hardcover ISBN
978-3-662-70920-7
Published: 25 May 2025
eBook ISBN
978-3-662-70921-4
Published: 24 May 2025
Edition Number
1
Number of Pages
XXI, 279
Number of Illustrations
4 b/w illustrations,
50 illustrations in colour
Nachgedacht
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